"Kann man aus dem Rahmen fallen, selbst wenn man nie im Bilde war?"
Die Zeit vor den Halbjahreszeugnissen der sechsten Klasse ist mit die arbeitsintensivste während der Grundschulzeit. Neben dem Unterricht, den Korrekturen, der Vorbereitung etc. führt man viele Eltern- und Kindgespräche über den Schulwechsel und die richtige Schulwahl.
Die Zeit vor den Halbjahreszeugnissen der sechsten Klasse ist mit die arbeitsintensivste während der Grundschulzeit. Neben dem Unterricht, den Korrekturen, der Vorbereitung etc. führt man viele Eltern- und Kindgespräche über den Schulwechsel und die richtige Schulwahl.
Jedes dieser Gespräche dauert bei mir mindestens 45 Minuten, oft eine Stunde. Man taucht ganz tief ein und streift viele Hintergründe, man geht etwas angestrengt, aber sehr zufrieden aus dem Gespräch heraus - beide Seiten haben sich wechselseitig mit ihrem Hintergrund und ihren Wichtigkeiten besser kennengelernt.
Manchmal muss man auch zweimal "ran", und dann hat man hoffentlich genug Klassenarbeiten geschrieben, benotet und die Noten gesammelt (Brrr!), versammelt an einem Platz, von wo man sie abrufen kann (Doppel-Brrr!), denn man muss seine Zeugnisnoten ja der anderen Seite plausibel machen. Das ist nicht Brrr. Das ist notwendig.
Aber man muss jede Kleinigkeit festhalten, belegen können, gerichtsfest machen. Es ist nicht mehr schön. Bei jedem Mal habe ich den Eindruck, es werden mehr Papiere.
Dann die Computerei. Es gibt ein Formular, das heißt "Förderprognose". Es ist im pdf-Format. Man kann es vollschreiben, Notenlisten machen, durch die Anzahl der Noten teilen, dann ergibt sich ein Quotient, der bestimmt, ob man das Kind fürs Gymnasium empfiehlt oder den Besuch der Integrierten Sekundarschule (Ja, so heißt das.) nahelegt.
Entscheiden tun das die Eltern. Nicht die Schule. Zum Glück.
Jetzt hatte ich diese ganzen Bögen vollgeschrieben und auf ein Speicherstäbchen kopiert. Nur die Notenquotientenrechnerei funzte nicht. Das ist nicht schlimm, doch die hässlichen grauen Felder mit den Nullen, die blieben und die hätte ich dann von Hand vollschreiben müssen. Ein digitales Inkompetenzeingeständnis erster Klasse. Das wollte ich nicht.
Gehe in den Computerraum, will es dort ausdrucken und stelle fest, auf dem windowsbasierten Schulsystem zeigt sich in den auf meinem Mac zu Hause vollgeschriebenen Bögen - nichts, null, nada! Wie das? Pdf ist pdf- oder doch nicht?
Ich kopiere mir also die Förderprognose vom Büro aus windowsbasiert auf mein Stäbchen, marschiere hoch, kopiere es 20 Mal auf den windowsbasierten Schulcomputer und gebe in den jungfräulichen Bogen die Daten des ersten Jungen ein. Super! Sogar die Notenrechnerei funktioniert. Ausdruck, nächster Schüler.
Schock: In allen zwanzig Bögen stehen die Daten des ersten Schülers! Also alles wieder weglöschen und.....irgendwie, ich könnte es nicht mehr erklären, habe ich es geschafft, neue Bögen zu erstellen, die erst leer, dann mit dem richtigen Zeug voll und zu speichern waren, habe sie ausgedruckt, so weit ich heute kam - elf von neunzehn. Aber wie lange dauerte das denn!
Also, am schnellsten geht es sicher, wenn man es von Hand ausfüllt....
In Naturwissenschaft sind wir immer noch am Müllthema und jetzt wird es ernst mit dem Recycling. Der Worte waren genug gewechselt, nun müssen Taten her: Papier machen aus Altpapier.
Wir bauten gestern einen Holzrahmen. Zusammen mit einem Stück Stoff wird das ein Sieb für den Papierbrei werden.
Der Rahmen ist auf Gehrung geschnitten/gesägt, im Winkel von 45 Grad stehen die Kanthölzer aufeinander.
Dafür gibt es eine Schiene, den Gehrungsschneider.
Ich war ziemlich fies. In der letzten Woche hatte ich die Kanthölzer besorgt und auf einen Meter Länge schneiden lassen. Bevor wir in den Werkraum gingen, ließ ich Zweier"gruppen" bilden, und zwar mit jeweils den beiden Kindern, die sich am wenigsten bisher zusammengetan hatten, die sich also eigentlich nicht mögen. Die Reaktionen der Schüler zeigten, dass ich in meinen Einschätzungen schon ganz richtig lag...
Jede Partnergruppe sollte einen Rahmen bauen. Die Kanthölzer sollten auf Gehrung gesägt in der Länge 30 x 20 cm (Außenmaße) aneinanderstoßen. Eine Tafelzeichnung verdeutlichte, wie es nachher aussehen sollte.
Die Schüler konnten es nur schaffen, wenn sie kooperierten. Dann ging es im Werkraum los.
Nach kurzer Zeit waren die ersten am Ziel - einer hatte jeweils ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Sie wurden Lehrer für die anderen. Als alle Gruppen fertig waren, tackerte ich die Hölzer zusammen und wir gingen nach oben.
Im Sitzkreis wurde schnell klar, dass alle Gruppen prima zusammengearbeitet hatten. Einige hatten sogar heute ohne Zwang beim Papierschnipselreißen miteinander weitergemacht.
Wir vermaßen die Rahmen. Bei zwei Gruppen stimmten die Maße exakt. Andere hatten auch schöne brauchbare Rahmen gebaut, sie waren auf Grund einiger Irrwege allerdings kleiner geraten.
Wir stellten fest, dass man lange Streifen von einer Zeitung in der einen Richtung gut reißen kann, in der anderen nicht. Aus den Streifen rissen oder schnitten wir kleine Schnipsel, die wurden in heißem Wasser eingeweicht - das Wort kannte niemand. Vorher.
Eingeweicht bis morgen, dann mixen wir alles gut durch. Dann schöpfen wir Papierbrei aufs Sieb...."schöpfen", die Schöpfkelle, der Schöpfer, das Geschöpf, alles schöne Wörter, die wir drehten und wendeten und uns besahen wie Edelsteine.
Passend zum Rahmen schnitten/rissen die Schüler Stoffstücke passend zurecht. Stoff schneidet man an, dann kann man ihn reißen. Er ist gewebt und reißt gerade ab.
Gewebt haben schon alle. Alle wissen, wie ein Ge-Webe aussieht. So:
Dann die -ähem: Reißzwecken, Reißbrettstifte, Reißnägel - warum heißen die bloß so??? aufdrücken, nicht zu fest, und schon war das Sieb fertig, das morgen zum Einsatz kommen soll. Bilder folgen.
Heute früh war der letzte Tag des Wahlpflichtunterrichts. So sieht die "Ernte" aus:
Jonglierbälle mit selbst genähten Beuteln, Webstücke, gefilzte Handytaschen. (Die iPhones sind übrigens nur aus Papier, fotokopiert) Sie nahmen die Kinder mit nach Hause mit - und vorher dachten sich einige noch ein schönes Spiel im Treppenhaus aus. Unten von der Treppe aus warf einer einen Ball nach oben, oben musste ein anderer versuchen, ihn mit einem Korb zu fangen. Pablo war sooo geschickt, man konnte ihn nur bewundern.
Eine Gruppe fand sich später wieder ein, die ein Gymnasium besucht hatte, sie berichteten davon. Bastian verabschiedete sich in seine Kur - bis Mitte März! Alles Gute für Dich, Bastian, wir werden Deine Scherze vermissen und freuen uns, wenn Du wieder da bist!
Schicker Text.
AntwortenLöschenAber nach langer Zeit endlich mal wieder im Blog.
:-)(war nett gemeint♥)
Ich schreib mal auch ein bisschen im Blog.