Mittwoch, 25. Mai 2016

Entsorgung der Vergangenheit - Die bunte Tonne




Das ist sie. Die bunte, von Kindern einst bemalte Tonne. Ich weiß nicht, wer sie bemalte, auch Frau Biel, die die Schulschafe Jahre vor mir betreute, kann sich nicht erinnern, wer dieses Gefäß so liebevoll bemalt hat.

Sie erinnert sich aber, dass die bemalte Tonne einst als Sammelgefäß für trockenes Brot für die Schafe im Foyer der Schule stand.

Diese Tonne tauchte 2014 bei Aufräumarbeiten auf. Sie stand schon im Riesencontainer zum Abtransport, als ich unseren Hausmeister bat, sie wieder herauszunehmen und sie aufzubewahren, bis ich eine Verwendung für sie gefunden hätte.






Hin und wieder fragte ich ihn, ob die Tonne noch da sei, und er bestätigte es mir. Dann sagte ich ihm immer, er möge sie bitte behalten, bis ich sie abhole.




Nun war es soweit. Ich hatte Herrn Kunde, dem Schäfer, der die ehemaligen Schulschafe bis heute auf seinem Hof betreut, von der Tonne erzählt und ihn gefragt, ob er Verwendung für sie habe. 

Er meinte, ja, er würde sie gern übernehmen und das alte Brot, das er regelmäßig von einem Berliner Restaurant übernimmt, darin sammeln. Ich freute mich und dachte, sie passt ganz prima auf seinen Hof, wo öfter Schulklassen oder einzelne Kinder die Schafe besuchten.




Heute morgen war ich früh in der Schule. Als ich unseren Hausmeister traf, bat ich ihn, nun die Tonne für mich herauszustellen. Ich wollte sie in die Schäferei mitnehmen.

Er teilte mir mit, dass es die Tonne nicht mehr gäbe, sie sei versehentlich beim letzten Mülltransport abtransportiert worden....

Ich hatte keine Worte mehr. Mir schossen die Tränen hoch und von ganz drinnen im Körper entfesselte sich ein Schmerz und ein Weinen, das nicht mehr aufhören wollte.

Plötzlich merkte ich, dass ich mir eine große Gewalt antun würde, wenn ich das einfach übergehen, meine alltägliche Berufsausübung jetzt in die Hand nehmen und einfach weiter "funktionieren" würde.

Das ging nicht. Ich floh, sagte dem Konrektor noch, dass es mir heute sehr schlecht ginge, ich müsse jetzt nach Hause und war weg, noch bevor die anderen Kollegen kamen und mich so aufgelöst gesehen hätten.






Das ist die Tonne vor dem verwaisten Schafstall. Es war ein dreifacher Schmerz. Zunächst ging es mir um
den Verlust dieses schönen, unter Anleitung von Kindern einstmals außerordentlich liebevoll bemalten Gegenstands, der für mich eine große Wertschätzung der Schafe, der Hühner und der Kaninchen spiegelte, die auf dem kleinen Schafehof damals gehalten wurden.

Dann, dass die Schönheit und Besonderheit dieses Gegenstands sich den heute damit befassten Leuten nicht mitteilen konnte.

Zuletzt, dass mein persönlicher Wunsch so brutal ignoriert, genichtet wurde, so, als sei ich mit diesen Wünschen kein ernstzunehmender Teil dieser Schule. Das war für mich sehr demütigend.

Es ist anscheinend wirklich Zeit für mich zu gehen.

Vorher hatte ich noch die große Gießkanne in der Hand. Die große Monstera-Pflanze im Vorraum von Büro und Schulleitung hatte neue, schöne eingerollte Blätter bekommen, weil sie mit dem Wasser aus den Klassenaquarien gegossen worden war.

Das hatte mich sehr gefreut, dass ich einen natürlichen Dünger für unsere Schulpflanzen entdeckt hatte und ich wollte vor dem Unterricht noch einen Wasserwechsel im Aquarium machen und der Monstera das entnommene Wasser weiter als "Nahrung" geben.
Ich war also guter Dinge gewesen heute morgen und voller positiver Energie.

Durch diese Missachtung, wie ich es empfand, war all diese Energie plötzlich zusammengefallen und weg und ich war ein heulendes Elend darüber, dass alles immer so widrig ist und die Sachen, die mir wichtig sind, den Anderen so unwichtig sind und die Sachen, die ihnen wichtig sind, für mich so widerlich.

In dieser Schule war es mal schön. Ich habe nie die Arbeitstage gezählt. Das war einmal ein lebendiger, wirklich spannender und lehrreicher Ort. Da waren die unterschiedlichsten Individualisten, die ganz viel Energie und Impulse, pädagogisches Denken und Handeln einbrachten und es miteinander teilten und eine Schulleitung, die uns Freiheit und Anerkennung gab und die Schüler und uns vor der Verwaltung und Bürokratie quasi "beschützte".
Wir guckten nicht auf die Uhr und waren auch an Schulferientagen freiwillig da. 

Das war heute eine défaite, ein Scheitern, eine Niederlage. Das Eingeständnis: Es ist eine Einöde geworden. Es ist noch das gleiche Gebäude, aber es lebt nicht mehr darinnen.

Ich will da nicht mehr sein. Meine Zeit dort ist vorbei.
Bei den Kindern werde ich mich entschuldigen, dass ich heute nicht da war.
Sie werden das verstehen. Kinder verstehen das. 
Hoffentlich.
Es tut mir Leid, dass sie heute vertretungsweise durchgereicht werden. Das ist nicht schön für sie.

Aber andere Menschen ernst nehmen können, heißt auch, sich selbst ernst zu nehmen.
Sonst geht das nicht.

Ich weiß nicht, warum die ganz wichtigen und richtigen Sachen zwischen Menschen, die unmittelbar einleuchten müssten, warum die so selten sind und auf die meisten (erwachsenen!) Menschen so abseitig, marginal und vernachlässigbar wirken.
Das werde ich nie verstehen.


Samstag, 7. Mai 2016

Unsere erste Deutscharbeit Teil 2

Na ja, sie ist schon eine Weile her, aber ich hatte versprochen, sie ein wenig zu erläutern.

Es gab drei Schwerpunkte. Der erste war die Groß- und Kleinschreibung (Nomen, Satzanfänge).
Es gab drei kleine Texte. Die Schüler konnten wählen, wieviel sie bearbeiten wollten.

Jede(r) Schüler(in) der Klasse ist einer Leistungsgruppe zugeordnet, da, wo sie oder er sich auch selbst sieht. Man kann immer mehr oder Schwierigeres machen und sich "hoch"arbeiten.

Es gibt zudem Zusatzaufgaben, mit denen man ebenfalls noch Punkte machen kann.

So kann man Schwächen ausgleichen.
Das stachelt den Ehrgeiz und die eigene Leistungsbereitschaft schon sehr an, geht aber auf Kosten einer Übersichtlichkeit und Vergleichsmöglichkeit zwischen den einzelnen Kindern, die man eigentlich von der Sache her auch nicht wirklich braucht.

Wir beurteilen verbal. Das haben Eltern und Lehrerin zu Beginn der dritten Klasse so beschlossen.
Ich gebe ja gern zu, dass das auch mein Wunsch war, aber auch der der Mehrheit der Eltern.

Die Leistungsgruppen werden "Monde", "Sonnen" und "Bäumchen" genannt.
Die Bäumchenkinder benötigen noch viel Unterstützung und bearbeiten einfachere und weniger Aufgaben als die Leistungsmitte, die "Sonnen". Zu den "Monden" ist noch einmal ein großer Abstand in Schwierigkeit und Pensum.

Der Witz in unserer Klasse ist, dass die Leistungsmitte sehr dünn gesät ist und an den Rändern häuft es sich.

Wir haben also die klassische Normalverteilung sozusagen um 180 Grad gedreht. Das macht die Sache etwas knifflig.

Mit den verschiedenen Aufgabenniveaus und -umfängen kann jede(r) seine/ihre angemessene Aufgabenschwierigkeit finden und es kann eigentlich nicht sein, dass es jemandem zu leicht oder zu schwer fällt.

Aus Motivationsgründen ist das wichtig. Motivierend ist eine mittlere Schwierigkeit. Sie hilft, "auf der Piste" zu bleiben.
Zu leicht ist keine Herausforderung, an der man sich ausprobiert, zu schwer ist entmutigend.

Durch die eigene Wahl des Niveaus steigt die Sicherheit der Selbsteinschätzung beim Kind, aber auch die Motivation, Grenzen zu überwinden, voranzuschreiten.







Die "Bäumchen" bearbeiteten bei der ersten Aufgabe einen Text von dreien, die "Sonnen" zwei, die "Monde" drei der gleichen Schwierigkeitsstufe bei der Groß- und Kleinschreibung. Für jeden Text konnte man maximal acht Punkte erreichen.




Hier wird es peinlich: Falsch korrigiert. Hmmh.
Bach, Band, beginnen, begleiten, Berg, blau,
Blumen, braun.
Der Berg war falsch eingeordnet,
der Rest stimmt.


Die zweite Aufgabenstellung war, Wörter nach dem Alphabet zu ordnen. Hier gab es zwei Schwierigkeitsstufen:

Die erste war für alle Kinder. Wörter mussten nach dem ersten Buchstaben richtig geordnet werden.
"Bäumchen" und "Sonnen" bearbeiteten nur diese Wörter, die "Monde" mussten Wörter ordnen, deren erster Buchstabe gleich war und sie mussten den zweiten bis vierten Buchstaben richtig alphabetisch einordnen und so die Reihe bilden. Das war wesentlich schwerer.

Später, im Wörterbuch, muss man das beherrschen, aber da spielt auch Intuition eine Rolle.
Viele Kinder finden mittlerweile im Wörterbuch durchaus ihre gesuchten Wörter.
Es stand auch zum Ordnen ein Extrablatt zur Verfügung.

Die dritte Aufgabe war, den Plural zu einem Nomen zu bilden. Das ist im Deutschen nicht so leicht. Manche Wörter bleiben gleich im Plural, andere haben en -s oder -e, bei manchen (a-ä, au-äu ) ändert sich der Stamm.
Das ist, besonders für die Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, nicht so leicht.
Aber wir hatten vorher viele Wörter geübt.
Wieder verschiedene Schwierigkeiten oder Umfang.

Dann konnte man noch eigene Singular-Pluralformen bilden. Dies nutzten nur wenige Kinder.





Schließlich konnte man noch Zahlwörter bilden. Auch das war geübt worden, wurde aber nur auf freiwilliger Basis abgefragt.

Zum Schluss wurde alles zusammengerechnet und ein Tortendiagramm mit gelösten Aufgaben (grün) und ungelöst verbliebenen (rot) erstellt.





So wurde auch bildlich die Lernleistung verdeutlicht.
Einen sog. "Klassenspiegel" zu erstellen, war aufgrund der hohen Differenzierungen nicht möglich.

Es haben aber alle Kinder die Mindestanforderungen erfüllen können. Auch die leistungsstarken Kinder konnten sich ausgelastet fühlen.
Ein Mädchen war nach 18 Minuten mit allem(!) fertig!
Es standen 45 Minuten zur Verfügung.
Warum Abschreiben nicht möglich war?
Vor Tests stellen wir die Gruppentische zu Einzeltischen um. 
"Testmodus" nennen wir das.

Ich hatte ein gutes Gefühl mit dieser Deutscharbeit. Die Kinder gaben zum Ausdruck, dass sie sich gefordert fühlten, aber nicht überfordert.

Die schwache Gruppe, die alles richtig gehabt hatte, als sie mit der Kollegin die Arbeit geschrieben hatte, musste leider alles noch einmal machen.
Das ging nicht mit ganz rechten Dingen zu, meinte Minna.

So, jetzt habe ich diese meine Hausaufgaben gemacht.
Puh!

Bald gibt es die 2. Deutscharbeit. An den Aufgaben zu ihr arbeiten wir gerade.

Es werden sein: 

-Wortartenbestimmung unserer sechs Wortarten
-Wörterbucharbeit mit Verben, Nomen, Adjektiven
 Auffindeübungen
-Verben konjugieren in Präsens und Präteritum
-Sätze mit Präpositionen bilden und rechtschriftlich   angemessen aufschreiben.

Das üben wir zur Zeit.

Das war's für heute!
Schöne Grüße 

Eure Minna

Und wie erkennt man Namenwörter? Namenwörter sind Wörter für Namen von Menschen, Tieren, Pflanzen und Dingen. Man kann derdiedas davorstellen. Namenwörter schreibt man groß. Satzanfänge auch. Von 10 Wortarten schreibt man nur eine groß. Im Zweifelsfall schreibe klein!


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Ich halte nicht viel von: "Groß schreiben wir, was man anfassen kann..."

Glück, Freiheit kann man nicht anfassen.
Zudem fällt mir immer dazu dieser Witz ein:

"Fritzchen", sagt der Lehrer, "welche Wörter in diesem Satz schreibt man groß? Der Hund sitzt hinterm Ofen."

Fritzchen: "Der - kann ich nicht anfassen. Klein. Hund- kann ich nicht anfassen, der beißt, also klein. Sitz - kann ich anfassen. Groß. Hintern-kann ich anfassen. Groß. Ofen kann ich nicht anfassen - zu heiß." (der hund Sitzt Hinterm ofen.)
Deshalb lasse ich als Lehrerin das mit dem Anfassen beim Großschreiben im Rechtschreibunterricht lieber. ;)


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Freitag, 6. Mai 2016

"Der Einbeinige!! Da ist er wieder!"

Mittlerweile ist Berlin ja im Frühling angekommen. Besonders heute ist das zu spüren. Man kann die dicken Sweaters und die Plastikhaut der Winterjacke zu Hause lassen....Die Schultern auseinanderfalten und nicht mehr hochziehen.
So schön!
Und dann ist auch noch frei, schulfrei! 
Das ist schon eine ganze Portion Glück.
Minna sitzt oben im Veganz-Café der Marheinickehalle und ist dabei, die letzten Euro vom Gutschein der Klasseneltern vom letzten Jahr wegzuessen.

Dieses Jahr habt Ihr mir doch wieder einen geschenkt! Ich fühle mich Euch sehr verpflichtet, VIELEN DANK!

Deshalb hab ich mir vorgenommen, wenn ich hier bin, dann wird auch mal wieder gebloggt.

Bei einem schönen veganen Bauernsalat (tierfreundlich) in Maisschale (ökofreundlich), dem zum Glück vorhandenen WLAN und einem passenden Getränk kann es jetzt losgehen!





Fühle mich inspiriert, als hätte ich in Prickelbrause gebadet. Warum?

Minna war beim heutigen Berliner Creative Morning. Dank des Brückentags zu Himmelfahrt war das mal ausnahmsweise möglich. Sonst nicht wg. Schule.

Die Creative Mornings gibt es in über 150 Städten weltweit. Es gibt da immer einen Vortrag, ganz tollen Kaffee und Croissants und es beginnt zwischen 8 und 9 Uhr morgens. Um 10 Uhr ist es beendet, damit die digitalen Kreativen, die vor ihrer Arbeit hergekommen sind, anschließend inspiriert und angeregt vor ihren Computern sitzen können...


Den Vortrag hielt heute Kathrin Passig. Sie sprach über Realität und Wunschdenken beim Crowdfunding.
Es war spannend, mal etwas Neues zu erfahren aus der digitalen Community, abseits von betonierten Schulstrukturen schnuppern in einem Lebensfeld, das nicht das eigene ist und wo andere Gesetze gelten.
Mir zeigt das immer wieder, dass das vordergründig Abseitige in der Pädagogik, in der Bildung, ein kleiner Abstecher, ein Umweg - etwas aufnehmen, das nicht im "Plan" steht, auf die Länge des lebensweiten Bildungsweges gesehen, das Fruchtbarste und Beste sein kann, aus dem ein Bildungszuwachs sich ergibt oder sich schöpfen lässt.

Deshalb ist der ewige Verweis auf Lehrpläne, Testungen (Bulimie-Pädagogik: Fressen und Rauskotzen) so widerlich und abtötend für mich, und vor allem, dass in diesem "Bildungs"Betrieb, so, wie er sich auch heute darstellt, alle so folgsam und hörig sind wie die Lemminge, die alle fein brav die Ordres der Mufti befolgen und nicht hinschauen, wohin sie sich damit bewegen....

Das war heute anders. Minna konnte auch mal "auftanken", Atmosphäre, Wissenssplitter, die in keinem Curriculum planerisch vorgesehen sind.

Freiheit, Dinge wichtig zu finden, die auf eine, vielleicht auch noch nicht selbst verstandene Weise ins eigene persönliche Wissens- und Neigungstableau hineinpassen oder auch nicht, wie sich manchmal auch erst später herausstellen kann.

Das war ein langer Vorspann. Aber jetzt bin ich im Schulgarten angekommen.

Der letzte Post hatte 74 Leser und er musste sein. Er war ein Stück von dem, was viel häufiger sein sollte, was aber unsere Gesellschaft und vor allem die Bewusstseine, die sie geprägt hat, nicht zulassen.

Im Grunde hätten wir alle mehr Freiräume, wenn wir stetig darauf beharren würden, da bin ich mir ganz sicher.


Das Bild ist aus einem Vortrag von Markus Beckedahl auf der re:publica von vor ein paar Tagen. Auch da konnte Minna nicht hingehen. Doch viele Vorträge kann man auch im Netz anschauen.
Den von Carolin Emcke über Hass im Netz hätte ich sehr gern gesehen. Manchmal muss man aber doch persönlich da sein...

Angekommen.



Am 12. April waren wir im Grips-Theater. Der Ort war in Mitte, nicht am Hansaplatz, wo das Grips-Theater traditionell beheimatet ist.
Wir sahen das Theaterstück "Die Prinzessin und der Pjär", ein typisches Grips-Stück. Ich mag dieses Theater sehr.
Das Gespräch am nächsten Tag in der Klasse war vom Ergebnis für mich etwas mager an "Ausbeute" gewesen.
Es ging um Leistungsdruck von Eltern und Schule auf Kinder.
Den Kindern hatte das Stück sehr gefallen, sie fanden, es war zu schnell zu Ende gewesen, obwohl es glatte 60 Minuten gedauert hatte..
Viel mehr war da nicht rauszuholen gewesen - vielleicht - weil sie nicht so unter Leistungsdruck stehen???

Auf dem Heimweg von solchen Veranstaltungen fragen Kinder oft:"Haben wir heute noch Unterricht?" und man muss ihnen erklären, dass DAS der Unterricht war, der Theaterbesuch, die Kunstausstellung und manches Andere.

Die Vorstellungen in den Köpfen, was denn Unterricht sei, sind doch sehr beharrlich.

Diese Aktivität aber dürfte bei allen wirklich als Unterricht durchgehen:

Grammatik. Wir führten unsere sechste Wortart ein und übten, sie zu bestimmen neben den anderen fünf, die da sind Nomen, Verben, Adjektive, Artikel, Zahlwörter. Diese werden stets in lateinisch UND in deutsch bezeichnet. Ein bisschen Verstehen soll für alle ja auch dabei sein. Jede Wortart hat ihre eigene Farbe.

Die sechste Wortart sind die Präpositionen, die Verhältniswörter.



Nach einigen praktischen Übungen, die in der Klasse sprachlich begleitet wurden und als Sprachmuster dienten, malten die Kinder die Gegenstände und ihre Lage auf ein Blatt. Dann bildeten sie Sätze dazu und bestimmten die Wörter dieser Sätze.




Beispiel: Der Apfel liegt in der Schüssel.
             Die Katze sitzt hinter dem Schrank.

Ich persönlich mag Grammatik sehr. Sie schult ausgezeichnet logisch konsistentes Denken.

(Obwohl man das in unserer postmörderischen Lebenswirklichkeit heute kaum mehr zu brauchen scheint und es eher hinderlich ist, in Alltagssituationen auf logischer Konsistenz zu bestehen....Ironie aus.)

Interessant an unserer gesprochenen Sprache ist auch, dass Präpositionen in der Alltagspraxis immer mehr an Bedeutung verlieren:

"Ich geh Kino..."  "Ich habe Rücken."

Kiezdeutsch. Es gibt Linguist*innen und Soziologen, die das prima finden. Mich schüttelt es da. Je simpler die Sprache, desto mehr wird es unmöglich, komplexe Sachverhalte zu begreifen und zu schildern - und unsere Gesellschaft ist verdammt hochkomplex.

Während die einen "Wissenschaftler" solche Simplifizierungen bestreicheln, wird die Realität "da draußen" gleichzeitig immer härter und die sog. feinen Unterschiede, auch die der mündlichen und schriftlichen Sprache, entscheiden mit anderen Faktoren zusammen klammheimlich über Karrieren!

Jede(r) hat, auch in der öffentlichen Schule, ein Recht darauf, Hochsprache zu lernen, so sie/er es denn will.
Daran möchte ich festhalten.

Jetzt muss ich doch noch "irgendwie" zum Einbeinigen kommen.

Unter einem Fenster unserer Klasse hängt ein Besenstiel quer. An ihm sind verschiedene Meisenknödel befestigt, die außen sichtbar herunterhängen. Je nach Knödelart sieht man die Spatzen, Kohlmeisen, Blaumeisen daran herumturnen und emsig wie kleine Bergwerker daran herumpicken.

Im letzten Jahr machten einige Kinder darauf aufmerksam, dass einer der Spatzen nur ein Bein hatte, ein anderer war ohne Schwanz.

Damit der Einbeinige auch eine reelle Chance hatte, zu dem Futter zu kommen, hängten wir nun immer zwei Kugeln nebeneinander.

Aber dann blieb er weg.
Vor ein paar Tagen rief plötzlich ein Kind: 
"Der Einbeinige!! Da ist er wieder!"

Was haben wir uns darüber gefreut!



Dieses Bild zeigt leider nicht unseren Einbeinigen.
Wer hat schon immer im entscheidenden Moment
den Fotoapp... äh, das iPhone parat....

So, jetzt schick ich erstmal diesen kleinen Bericht in den Äther. Fortsetzung folgt.

Und: Vielen Dank, liebe Schülereltern, für den tollen Gutschein!
Das Bloggen machte große Freude und geschmeckt hat es auch!

Herzlich Eure Minna