Am Donnerstag dieser Woche besuchten wir das Museum Berggruen in Charlottenburg. Es ist unser vierter Besuch einer Kunstausstellung in zwei Jahren.
Wir hatten im Mai 2014 die AiWeiWei-Ausstellung im Gropiusbau Teil1 besucht hier Teil 2, eine Leonardo-DaVinci-Ausstellung im Januar 2015, dann die große Botticelli-Ausstellung in der Gemäldegalerie im Januar 2016.
Angeschlossen haben sich daran jeweils sehr intensive Gespräche in der Schule und freiwillige Zeichenübungen einzelner Kinder, gemeinsames Stöbern im in der Klasse ausliegenden und hernach vorhandenen Ausstellungskatalog.
Weil uns das so viel Freude und Erkenntnisse gebracht hatte, stieg die Lust und das Interesse, weiterhin an großen Kunsterlebnissen teilnehmen zu können und die unglaublichen Möglichkeiten, die man in Berlin dazu hat, für unsere Kinder zu nutzen!
Vor dem Museum trafen wir Matti, einen der Lesepaten unserer Klasse, der der Klasse seit der Einschulung verbunden ist und uns wöchentlich besucht. Die Kinder sind immer voll von der Rolle vor Begeisterung, wenn Matti auftaucht.
Wir hatten auch jedes Mal beim Museumsbesuch eine sehr gute, spannende und für Kinder fassliche Führung. Dieses Mal hieß unsere Ausstellungsführerin Barbara.
Hier sieht man "die Gang" vor dem Schloss Charlottenburg.
Vor dem Museum trafen wir Matti, einen der Lesepaten unserer Klasse, der der Klasse seit der Einschulung verbunden ist und uns wöchentlich besucht. Die Kinder sind immer voll von der Rolle vor Begeisterung, wenn Matti auftaucht.
Wir hatten auch jedes Mal beim Museumsbesuch eine sehr gute, spannende und für Kinder fassliche Führung. Dieses Mal hieß unsere Ausstellungsführerin Barbara.
Unsere Schule hat einen Museumspass, er berechtigt zum unentgeldlichen Besuch der Staatlichen Berliner Museen und der unentgeldlichen Teilhabe an Führungen!!! Ist das nicht toll?
Hier hat die Stadt Berlin eine gute Basis geschaffen für selbstverständliche Bildungsteilhabe an Hochkultur, an kulturellen Erzeugnissen, deren pure Existenz in nicht wenigen Haushalten, aus denen unsere Schüler kommen, nicht sehr bekannt und eher nicht Teil ihrer Lebenswirklichkeit ist.
Zeitlich passend zu unserem Vorhaben fand ich in der Frankfurter Allgemeinen diesen wunderbaren, hier sehr passenden Artikel: Er bringt Argumente, warum Kinder Ausstellungen besuchen sollten.
Zuerst fanden wir uns in einem Raum wieder, der das Leben des Namensgebers des Museums, Heinz Berggruen, erläuterte.
Unsere Museumsführerin Barbara empfing uns und führte uns in den ersten Raum.
Sie erklärte uns, was ein Kunstsammler ist. Ihr sammelt auch Sachen. Was sammelt Ihr?
..Und auch, was ein Kunsthändler ist. Er kauft und verkauft Kunst und Bilder so, wie andere Leute Brot.
Heinz Berggruen erklärt im Video etwas aus seinem bewegten Leben in Berlin, Paris und New York.
Hier kann man etwas über sein Leben erfahren und wie es zum Museum Berggruen kam.
Was schreibt Lilly denn da so fleißig auf??
Heinz Berggruen kannte viele Maler und Künstler persönlich, auch Pablo Picasso.
Barbara erklärte uns, was eine Galerie ist und fragte uns, was wohl "Profil" bei einem Gemälde sei. Noemi wusste es! Sie wusste auch, was eine Skulptur ist.
Wir waren alle sehr erstaunt und freuten uns.
Als wir zu diesem Bild kommen, wo Picasso ein Portrait in kubistischem Stil gemalt hat, fragte Noemi: "Warum hat er so gemalt?"
Kubismus als Revolution in der Malerei - Warum malte man so?
Ja, warum malt man so? Das Gespräch ging dann darüber weiter, wie man vorher gemalt hat und welches die Gründe sein konnten, es anders und so zu machen.
Wir kamen zur "Frau im gelben Pullover" von 1939
und schauten uns in das Bild ein, ließen die Details wirken und sprechen und tauschten uns darüber aus.
Es war sehr aufschlussreich. Auffällig die beiden Perspektiven in einem Bild. Das erläuterte Barbara ausführlich.
Es war insgesamt die ganze Führung auch eine Anleitung zum Sehen!
Am nächsten Tag kam Laura zu mir und zeigte ein Bild von einem Haus, das sie selbst angefertigt hatte und das von einem Fluchtpunkt aus alle Linien korrekt eingezeichnet zeigte.
Es hatte in der Folge unseres Besuches zu Hause ein ergänzendes und vertiefendes Gespräch gegeben! Wie schön!
Hier sieht man eine Reliquienfigur der Kota aus dem Kongo. Barbara schärft unseren Blick dafür, wie Elemente dieser Figur in Picassos Bild eingegangen sind.
Dies ist der Große Kalao-Vogel
aus dem 19./20. Jahrhundert.
Er kommt von der Elfenbeinküste
und wurde bei Initiationsritualen verwendet.
An dieser Stelle baute Barbara eine kleine gemeinsame Bewegungs- und Aufmerksamkeitsübung ein, die allen Kindern half, sich wieder gut auf die Ausstellungsstücke zu fokussieren....
Wir erfahren etwas über die Verehrung Picassos und seiner Künstlerfreunde für die afrikanische und andere indigene Kunst und wie Eindrücke davon in die Bilder eingeflossen sind.
Barbara hilft uns, die Sprache der Farben in diesen Bildern etwas zu erfassen und wir erfahren etwas über Picassos blaue und rosa Periode.
Die Kinder sind hoch aufmerksam. Es ist wirklich so: Je öfter sie sich im Museum befinden, umso mehr können sie sich darin angemessen verhalten, umso mehr stellen sie sich in eine passiv-aktive Aufnahmebereitschaft ein, die zum Erfassen und zum Genuss an der Kunst notwendig ist.
Das ist für eine Lehrerin ein sehr schönes, gelassenes Gefühl und ich konnte den Besuch selbst auch sehr genießen.
Den einen oder die andere muss man schon einmal ermahnen, aber im großen und ganzen hatte Barbara, hatten die Bilder, die ungeteilte Aufmerksamkeit der Kinder.
Große Kunst im Original hat eine Aura, die jemanden mit entsprechender Aufnahmebereitschaft erfasst und auf sich einstimmt. Insofern ist sie aber auch nicht ganz voraussetzungslos.
Man muss schon eine gewisse Mußehaltung mitbringen, um von Kunst erreicht zu werden.
Irgendwann, die Zeit ist schon recht fortgeschritten und sehr schnell vergangen, kommen wir dann nach oben in die obere Etage zu den Werken meines Lieblingsmalers, zu Paul Klee.
Barbara beschreibt Klees Persönlichkeit, die sich sehr von der Picassos unterscheidet. Klee war ein schüchterner, leiser, nach innen gewandter, eher wortkarger Mensch.
Sie weist auf das Bild "Karge Worte des Sparsamen" hin, bei dem er bei den Worten die Vokale weggelassen hat.
Es zeigte sich, dass dieses Bild einige Kinder sehr beeindruckte. Daher kauften wir ein Poster und hängten es später in der Klasse auf. Dort lag auch der Ausstellungskatalog zum Blättern.
Am nächsten Tag machten sich unaufgefordert einige Kinder daran, Skizzen dazu zu entwerfen.
Das war schön. Wir hängten sie dazu.
Das Nachbilden als intensive Beschäftigung mit einem Gegenstand wurde von manchen Kindern
selbsttätig aufgenommen. Ihre eigene Sicht auf den Gegenstand spiegelt sich so und die Tatsache, dass er als bedeutsam wahrgenommen wurde.
Einige Kinder möchten immer zeichnen und nachzeichnen. Eine wertvolle Tätigkeit, der wir in der Schule mit ihren anderen Zielen viel zu wenig Raum geben.
"Deutlich vergrößert hat sich ebenfalls der Bestand an Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden eines anderen Berggruen-Lieblings, von Paul Klee. Waren ursprünglich 27 Werke des Malers im westlichen Stülerbau ausgestellt, so sind inzwischen achtzehn neue Werke dazugekommen, darunter zum Beispiel das Aquarell "Karge Worte des Sparsamen", eines von Klees poetisch-melancholischen, mit Wortfragmenten versehenen Selbstporträts aus den zwanziger Jahren, ein ausnehmend schönes Blatt."
Barbara erzählte uns, dass Klee eine neue Form des Druckens erfunden hatte. Diese sollten wir nun selbst üben. Sie hatte gefaltete Karten vorbereitet und eine Seite innen mit einer Ölkreidenschicht versehen. Vielen Dank! Das war viel Arbeit bei der Vorbereitung gewesen!
Wenn man jetzt außen zeichnete, druckte sich die Zeichnung auf das zweite Innenblatt ab.
Hier sind alle mit dem Zeichnen beschäftigt.
Auf dem schönen Büttenpapier zeichnete sich die Zeichnung dann mit einem sehr fragilen Strich ab.
Moritz zeigte seine und sagte: "Ich habe mich hier so gemalt wie ich nicht bin - mit drei Beinen."
Ich fand, er hatte ganz viel von der Freiheit der Kunst, die sich von Alltagsvorstellungen und vom Funktionalitätsdenken löst und ihren eigenen, subjektiven Gesetzen folgt, verstanden!!
Das war Joyces Interpretation des "Sparsamen".
Das Gebäude des Stüler-Baus und seine Exponate bilden eine wunderschöne Einheit. Ähnlich wie auch bei der Gemäldegalerie unterstützt eines das andere in seiner Wirkung und Ausstrahlung. Hier eine Skulptur von Giacometti im Eingangsbereich.
Die Schönheit der Kuppel, wenn man nach oben blickt...
....und ein Blick nach unten in den Eingangsbereich.
Wir dankten Barbara für diese schöne Einführung.
Draußen verabschiedeten wir uns von
Matti; der drohende Regen verhinderte einen ausgedehnten Spaziergang im Schlosspark.
Als ein Regenschauer kam und die Lehrerin rief: "Da kommt der Bus!"....rannte die ganze Gang in die Schlossstraße, wo ebenfalls ein Bus stand und war nur mit Mühe davon abzuhalten, in den falschen Bus einzusteigen.
Die umstehenden Leute schmunzelten und lachten und wir stiegen dann in den Bus in der Otto-Suhr-Allee ein, der uns zur U-Bahn und "nach Hause" brachte.
Diese schöne Kunsterfahrung vergessen bestimmt einige Kinder nicht.
Hey, oh nee, das hat jetzt hier alles zwei Tage gebraucht, das so hinzubekommen.
Aber nun steht es da und ich muss mich mal stärken.
Eure Minna
P.S. Herzlichen Dank an Barbara Campaner, die uns so sachkundig und fasslich durch das Museum führte!!