Mittwochs die vierte Stunde entwickelt sich aus irgendeiner Logik heraus zu einer Freiarbeitsstunde. Wahrscheinlich, weil vorher drei Stunden lang heftigst gearbeitet wurde?
Gestern: Was in der ersten Stunde war, hab ich vergessen. Aber wir haben an Irgendetwas rangeklotzt.
Zweite Stunde: Antonia, die pensionierte Kollegin, kommt. Sie geht mit der leistungsstärkeren Gruppe nach drüben, wo die Kinder aus dem Mathebuch Aufgaben mit Zehnerüberschreitung bei der Subtraktion rechnen, so, wie wir es am Tag vorher miteinander geübt und eingeschliffen haben.
Minna arbeitet mit den anderen Kindern, die fleißig ihre Plusaufgaben mit der 100-Kugel-Rechenmaschine bearbeiten. Sie brauchen einfach sehr viel Übung, immer und immer wieder, in der Hoffnung, dass sich Regularien dort einschleifen, wo jetzt noch keine erkennbar sind.
Es ist immer wieder interessant, in der Mathematik Lösungswege zu vergleichen. Man glaubt nicht, wieviele es gibt und kann doch nur Anregungen geben.
Die dritte Stunde war dem Deutschlehrgang gewidmet. Je häufiger wir daran arbeiten, desto intensiver wird auch die Beschäftigung damit. Derzeit geht es bei vielen Kindern um die Konjugation der regelmäßigen Verben.
Dann ist in der vierten Stunde die Luft raus. Die Lehrerin sagt:" Suche Dir eine FreiARBEIT aus." HURRA!!!, sagt die Klasse.
"Wenn Du in fünf Minuten noch keine hast, sage ich Dir, was Du machst!"
Es stellen sich verschiedene Fragen wie:
Ist Mensch-Ärgere-Dich-nicht-
Spielen Arbeit??
Munir, Mert und Rimas finden, dass ja!
Die Lehrerin ist eher der Meinung, dass nein. Aber regelgerechtes Zusammenspielen könnte auch ein taugliches Lernziel sein. Also na ja.
Memory??
Grenzwertig, aber muss man immer so streng sein?
Sema und Aynur haben einen Riesenspaß beim Spielen.
Wie schaut es mit Mühle aus?
Jonina und Jasper kennen die Regeln.
Unzweifelhaft. Mühle ist ein prima Strategiespiel. Sollte man oft spielen, so lange, bis man mit einem gleichwertigen Partner keinen Gewinner mehr ausmachen kann, denn wenn keiner einen Fehler macht, gewinnt beim Mühlespiel der, der den ersten Zug gemacht hat.
Dahin muss man durch spielerisches Üben aber erst einmal kommen.
Die einzige Halmaspielerin der Klasse, Jonina, entschied sich fürs Mühlespielen. Halma spielen ist auch ein gutes taktisches Training.
Lilly strickt derweilen der kleinen Eule eine Hose. Sie hat sich mit Mutters Hilfe das Stricken beigebracht. In der letzten Woche häkelte sie.
Die Hängematte links im Elektrohaus ist wohl auch von ihr.
Lilly strickt rechte Maschen und lässt sich zeigen, wie man Maschen abstrickt, so dass die Arbeit nicht mehr aufgeht und hält.
Anspruchsvolles Braintraining von Moritz und Jakob.
Bei zwei anderen Spielern ist der eine König richtig fatal in die Bredouille gekommen. Schach auf der ganzen Linie. Er kann sich nicht mehr bewegen. Da kommt er nicht mehr raus.
....und fällt, der Arme. Matt. Gabriel spielt aber auch ein richtig krasses gnadenloses Mörderschach.
"Ich spiele immer, wenn ich bei meinem Opa in Palästina bin", sagt er.
Das ist der Opa mit den Oliven-, Zitronen- und Feigenbäumen, von denen Gabriel sehr gerne erzählt.
Amina unterstützt Nur bei der Einrichtung ihres Elektrohauses. Ein Langzeitprojekt, ein Selbstläufer.
Es wird gesägt, geklebt, es werden Farben gemischt und die Schälchen und Pinsel anschließend tatsächlich wieder ausgewaschen.... :)))
Irgendwann war auch eine Hofpause. Die Sonne scheint und Minna blinzelt in den Weidenbaum, unter dem es sich damals die Schäfchen immer gemütlich gemacht hatten. Sieben Jahre ist das her. Ach Willy, ach Conny, ach Ali, ach Fleckchen........
Heute unternahmen wir einen Ausflug in den Gleisdreieckpark. Es war noch früh am Tag, die Sonne schien noch nicht so heiß. Julia zeigte uns einen wunderbar verkehrsarmen geschwinden Weg dorthin.
Ein Mädchen mussten wir zu zweit vom Klettergerüst holen. Wie eine kleine Katze saß sie oben und kam nicht mehr herunter.
Eine Mädchengruppe freundete sich mit einem Baby und seiner Mutter an, es gab einen regen Austausch unter Fachfrauen über Kleinkinder. Das Kind hieß Ella. Die Mutter war guter Dinge und machte den kommunikativen Ansturm gut mit.
Auf der anderen Seite des Spielplatzes übten drei junge Männer ausgiebig Tai Chi.
Unsere Qi Gong - erprobten Kinder zog das magisch an und - kurze Zeit später sah das so aus:
Wir sind eben eine sehr kommunikative Klasse und gehen dankbar auf alles ein, was sich an Entwicklungspotenzial in Situationen versteckt.
Die jungen Männer bezogen die Kinder ganz nett ein und gaben ihnen Tipps, wie man es richtig macht und worauf man achten soll.
Später in der Schule lösten Katja und Minna noch im Gespräch mit den Kindern einen Streit auf, der sich ungut entwickelt hatte.
Wie so oft, war der Anlass nicht die Ursache. Die Ursache lag tiefer und musste im Gespräch erst einmal ausgegraben und betrachtet werden.
Dann löste sich ein Knoten.
Das braucht ein bisschen Zeit. Doch die ehemaligen Kontrahenten spielten nachher wieder einvernehmlich miteinander.
Minna hatte ein erstes Gespräch mit Frau Reimer vom Tierheim Berlin, sie wird die Tierschutz-AG im neuen Schuljahr weiterführen. Es war ein tolles, langes Gespräch. Es ist so ein Glück: Wir sind eine von zwei Klassen in Berlin, die in den Genuss einer Arbeitsgemeinschaft über Tierschutz von Profis kommen, von pädagogisch ausgebildeten Mitarbeiterinnen des größten Tierheims in Europa.
Liebe LeserInnen, wusstet Ihr, dass das Tierheim Berlin vom Senat KEINE müde Mark Unterstützung bekommt? ALLES wird durch Spenden bezahlt, wirklich alles.
Wieviel Kultur hat ein Gemeinwesen, dem seine notleidenden Tiere nichts (in Zahlen: Null) wert sind??